Die IT setzt alles daran, das Konzept des Ortes außer Kraft zu setzen, während die Gesetzgebung weltweit beharrlich am Ort als Gültigkeitsbereich ihrer Regelungen festhält. Das führt zu kaum mehr auflösbaren Widersprüchen und zu stetig wachsenden Aufwänden in den IT -Organisationen, die weder den internen noch den externen Kunden irgendeinen Nutzen spenden. Und in regulierten Branchen kommen dann noch die jeweiligen Regulierungsbehörden dazu, die von Menschen der gleichen juristischen Schule dominiert werden wie die Gesetzgeber.
Ein ganz wichtiger Antriebsfaktor für viele dieser Regelungen ist so eine Art Urglaube, dass Daten sicherer sind, wenn sie in meinem Land liegen und nur von Menschen meines Landes, am besten sogar meines Unternehmens, bearbeitet werden.
Dabei widerspricht jede praktische Erfahrung diesem Glauben. Es sind nicht die Offshore-Dienstleister aus fremden Ländern, die die Daten klauen. Weder Snowden, noch der Mitarbeiter aus dem Postverteilzentrum des BND (Bundesnachrichtendienst), der alle BND Mitarbeiternamen an die CIA geliefert hat, fielen in diese Kategorie. Und auch die Menschen, die die Steuersünder CDs verkauft haben, waren wahrscheinlich interne Mitarbeiter der Schweizer Banken. Den größten finanziellen Schaden haben Banken durch einzelne Mitarbeiter wie Leeson oder Kerviel im Asset-Management oder durch große Teile des Top-Managements wie bei Lehmann erleiden müssen.
Ich kann alle Ängste um Datenschutz und ähnliche Themen sehr wohl verstehen und unterstütze grundsätzlich alle diese Vorhaben. Aber so wie wir jetzt vorgehen, ist es eher ein untauglicher Versuch mit untauglichen Mitteln, der das Leben als CIO zunehmend unerträglich macht. Man ist andauernd mit – oft noch untereinander im Widerspruch stehenden – Anforderungen konfrontiert, die erheblichen Aufwand produzieren, die aber am Ende des Tages keiner bezahlen möchte.
Teil 4 „Wir lernen, rechtzeitig zu handeln!“ erscheint in Kürze.
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Rainer Janßen | 19.04.2018