Mit IT umgehen lernen, bedeutet immer auch mit Innovation umgehen lernen. Die IT wird auf absehbare Zeit ein wesentlicher Treiber der Veränderung von Arbeitswelt und Geschäftswelt sein. Daraus leiten die IT Unternehmen den Anspruch ab, andere Industrien im Umgang mit Innovation beraten zu wollen.
Tatsache ist aber, dass gerade die IT Industrie sehr schlecht im Verdauen von Innovationssprüngen ist. Siemens hat die Telekommunikation quasi erfunden und sich vollständig von dem Geschäft verabschiedet, IBM hat den Mainframe erfunden, aber danach keine wesentliche Technologie mehr geprägt, Digital hat den Abteilungsrechner erfunden und ist ebenso vom Markt verschwunden wie Nixdorf, Compaq und Nokia. Und auch die aktuell noch dominierenden Anführer haben große Probleme, in neue Felder hineinzukommen, wie man an dem schier endlosen Weg von Microsoft in die mobile Welt oder an SAPs Weg in den Mittelstand (oder einfache Benutzerschnittstelle oder moderne Entwicklungsumgebung oder Enterprise SOA) sieht. Und auch bei der nächsten Generation von IT Unternehmen gibt es schon erste Wackelkandidaten.
Zugegeben, die IT Branche hat es vielleicht noch etwas schwerer als der Rest, denn man kämpft nicht nur mit den normalen Steuerungskonflikten, wie sie Christensen in dem Buch „Innovator´s Dilemma“ beschrieben hat. Oft wurden sie ja von einem charismatischen und sturen Gründer aufgebaut, dessen Charisma und Sturheit sie genauso in den Abgrund führen. Aber grundsätzlich klaffen hier Anspruch und Wirklichkeit so weit auseinander, dass der Branche ein wenig mehr Bescheidenheit in der Selbstdarstellung gut anstehen würde.
Teil 7 “Software-Engineering wird eine professionelle Ingenieurs-Wissenschaft!” erscheint in Kürze.
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Rainer Janßen | 18.05.2018