Architecture Management, genauer Enterprise Architecture Management (EAM), ist die Paradedisziplin eines jeden CIOs. Mit ihm steuert er den Aufbau seiner IT vergleichbar mit einem Baudezernenten einer Stadt und dessen Bebauungsplan und dessen Bauvorgaben.
Dabei spielen die Verankerung im Geschäftsmodell des Unternehmens aber auch die Abbildung der Unternehmensstrategie eine zentrale Rolle. Genau das macht es auch zur „Chefsache“.
Enterprise Architecture Management integriert die üblichen Architekturen Business Model Architecture (Geschäftsarchitektur), Business Architecture (Facharchitektur), Application Architecture inkl. Data Architecture (Anwendungs- und Datenarchitektur) sowie Infrastructure Architecture zu einem konsistenten Gesamtbild.
Die Herausforderung besteht in Darstellungen, die für verschiedene Ebenen des Unternehmens verständliche Beschreibungen der jeweiligen Architekturobjekte zur Verfügung stellen, von „Grob“ nach „Fein“ und dabei konsistent. So benötigt ein Unternehmensleiter selbstverständlich andere Informationsdetails zu einem Architekturobjekt als ein Entwickler.
Wozu Enterprise Architecture Management?
Sobald nur ein Server mit einer Applikation ins Laufen gebracht wird, entsteht zwangsläufig ein Teil einer Unternehmensarchitektur. Die Frage ist also nicht, ob ich eine Unternehmensarchitektur benötige, sondern, ob ich sie verstehen und managen möchte. Beim Aufbau neuer IT-Systeme mit entsprechenden Entscheidungsfindungen ist die Notwendigkeit eines geplanten und strukturierten Vorgehens schnell nachvollziehbar. Aber auch die rückblickende Betrachtung zum Beispiel beim Vorliegen einer Sicherheitslücke zeigt, wie wichtig auch hier der Nachweis eines systematischen und ordnungsgemäßen Vorgehens seitens der IT-Leitung sein kann.
Kurz gesagt: Eine IT ohne EAM ist wie ein Blindflug ohne Instrumente.
Was beinhalten die verschiedenen Architekturen?
Geschäftsarchitektur
Facharchitektur
Anwendungsarchitektur
Infrastrukturarchitektur
Die Unternehmensarchitektur verknüpft die Architekturen zu einer Gesamtdarstellung als Basis für Entscheidungen auf Unternehmensebene.
Sicherheitsarchitektur, Schnittstellenarchitektur usw. sind Views über die genannten Architekturebenen zu bestimmten Aspekten und damit Teil der Unternehmensarchitektur.
Organisation des Architekturbereichs
Die Größe eines Architekturmanagements hängt natürlich von der Größe des Unternehmens und seiner IT ab. „Reine“ Unternehmens-, Fach-, Anwendungs- und Infrastrukturarchitekten sollten immer klar getrennt von operativen IT-Bereichen aufgestellt sein, um eine „Gewaltenteilung“ zu gewährleisten. Sogenannte Lösungsarchitekten, die operativ in Projekten mitwirken, können sowohl den operativen Bereichen als auch dem Architekturmanagement zugeordnet sein, sie sind im engeren Sinne keine Architekten.
Bei kleinen IT-Organisationen (< 100 Mitarbeiter) kann das Architekturmanagement lediglich aus einem Stab bestehen, bei größeren kann es sogar Abteilungsgröße haben.
Dreh- und Angelpunkt ist immer die Besetzung des Architekturleiters, da an ihn umfassende Anforderungen gestellt werden. Er muss hohen Sachverstand in allen Bereichen der IT (und auch der Fachlichkeit) haben, über alle Unternehmensebenen hinweg kommunizieren können, einen hohen Abstraktionslevel haben und trotzdem den Sinn für das Machbare nicht verlieren. Zudem muss er das Vertrauen des CIO besitzen und ihm bei wichtigen Entscheidungen auch ins Gewissen reden können. Seine Karrierechancen innerhalb der Hierarchie sind allerdings beschränkt, da seine Organisation recht klein ist und er immer ein wenig den Stallgeruch des „Theoretikers“ haben wird.
Da derartige Erfahrungen im Markt nur selten oder teuer in einer Person zu finden sind, empfiehlt sich für die Besetzung eines Architekturleiters die Kombination aus einem vielversprechenden Nachwuchsmitarbeiter, der in diese Aufgabe hineinwachsen soll, mit einem erfahrenen IT-Manager, etwa einem EX-CIO, um alle Aspekte gut abdecken zu können.
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Michael Regauer | 30.08.2019