Wie steht es um die Position und die Zukunftsperspektiven des CIO in Zeiten der digitalen Transformation? Zunächst geht es um die Frage: Wo steht der CIO innerhalb des Unternehmens heute?
Es überrascht nicht, dass die Digitale Transformation die Rolle der CIOs (und aller IT-Verantwortlichen, die an die erste Führungsebene berichten) in den Unternehmen verändert. Viele CIOs sind zu Recht beunruhigt: Obwohl die neuen Möglichkeiten überwiegend in IT-Kern-Bereichen wurzeln, werden CIOs oft nicht als die Enabler gesehen, diese Möglichkeiten im Geschäftsumfeld erfolgreich weiterzuentwickeln. Stattdessen findet sich diese Aufgabe zunehmend in neuen Rollen und veränderten Organisationen, zum Teil gehen auch einige Verantwortlichkeiten des CIOs (z.B. im Rahmen der Softwareentwicklung) auf diese neuen Rollen über.
Nach diversen Erhebungen nimmt die Zahl der Chief Digital Officer in deutschen Unternehmen deutlich zu. In einigen Branchen wurden auch Chief Data Officer installiert, auch hier stehen Daten und daraus generierte Informationen im Mittelpunkt.
Mehr noch: Diese CDOs haben offensichtlich einen direkteren Zugang zu den Entscheidungsträgern der Unternehmen als der CIO. Der alte Traum vieler IT- Verantwortlichen, wegen der unabweisbaren Leistungsfähigkeit und Bedeutung der IT mit einem Geschäftsführungs- oder Vorstandsmandat belohnt zu werden, scheint heute weniger realistisch als jemals zuvor. Aus der selbst deklarierten Treiberrolle droht der Beobachterstatus zu werden.
Der CIO: Eine Rolle mit schlechter Zukunftsprognose?
Natürlich ist die Ausprägung dieser neuen Organisationsformen branchenabhängig. Branchenübergreifend erwarten allerdings viele Berater, Anbieter und Führungskräfte die Früchte der neuen Möglichkeiten im Rahmen der Geschäftsprozess-Modellierung und -Optimierung und in der Suche nach neuen Geschäftsmöglichkeiten eher mit den sonstigen Fachabteilungen und neuen Rollen als mit den klassischen IT Disziplinen realisieren zu können.
Manchmal wirkt es auch so, dass die Verortung bewusst nicht bei dem CIO erfolgt.
Diese fühlen sich demgegenüber sehr wohl in der Lage, ihren Unternehmen Wegweisung in dem unübersichtlichen Dickicht der neuen technischen Möglichkeiten zu geben. Schließlich hat man schon so manchen Hype gemeistert. Waren IT und Innovation nicht Synonyme? IT ist doch unzweifelhaft ein inhärenter Bestandteil jedes Geschäftsmodells. Warum traut man der IT bzw. dem CIO oftmals die jetzt anstehende Weiterentwicklung nicht mehr zu? Viele CIOs haben die Themen der Digitalen Transformation auf ihrer Agenda, werden aber nicht gehört oder können sich nicht als Treiber und Lösungsanbieter präsentieren.
CIOs beklagen demzufolge eher, dass man ihnen keine Chancen gibt:
Das als Sperrschicht wahrgenommene mittlere Management lässt Ideen versanden.
Ad hoc-Befragungen, die ich auf Veranstaltungen durchgeführt habe, zeigen auch nicht unerhebliche Vorbehalte der „gestandenen“ CIOs gegenüber den neuen, agilen Methoden und Tools. Die Forderung nach Agilität und gleichzeitiger Stabilität, die vielzitierte 2-speed-IT, provozieren sofort Diskussionen über Risiken und Machbarkeit, Sicherheitsfragen bleiben allgegenwärtig und ungelöst.
Keines der genannten Argumente der CIOs ist wirklich neu. Die entsprechenden Diskussionen wurden in den letzten 20 Jahren immer geführt, ganz besonders zu Zeiten, wenn neue technische Entwicklungen bestehende Organisationen und Rollen herausforderten.
Teil 2 erscheint in Kürze zur Frage: Wie hat sich die Rolle der IT in den Unternehmen geändert?
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Olaf Röper | 11.04.2018